„Wir gehen nach Bremen, etwas Besseres als den Tod findest Du überall; du hast eine gute Stimme, und wenn wir zusammen musizieren, so muss es eine Art haben“, sagte der Esel zum Hahn. Die Bremer Stadtmusikanten gehören zu der beliebten Märchensammlung der Brüder Grimm. Jakob und Wilhelm haben sie erstmals 1819 publiziert. Bald darauf wurde sie in vielen Ländern eine gefragte Lektüre.
Die Stadt Bremen beschäftigte vom Mittelalter bis Ende des 18. Jahrhunderts tatsächlich Stadtmusikanten, und so wäre das Ziel der Gruppe nicht außergewöhnlich gewesen. „Die Stadtmusikanten sind ein wichtiges und emotionales Symbol für Bremen“, sagte einst auch der Geschäftsführer der Bremer Touristikzentrale, Peter Siemering. Viele Menschen lassen sich vor dem bronzenen Standbild von Gerhard Marcks beim Rathaus fotografieren.
Aufgeschnappt und aufgeschrieben haben die Brüder Grimm das Märchen im Bökerhof in Bökendorf im heutigen Kreis Höxter, wo die Brüder Werner und August von Haxthausen einen erlauchten Kreis von Poeten und Märchensammlern um sich vereinten. Zum „Bökendorfer Romantiker-kreis“ (1810–1834) gehörten u. a. die Schwestern Jenny und Annette von Droste-Hülshoff, die Brüder Jakob, Wilhelm und Ludwig Grimm, Clemens Brentano, Heinrich Straube. August von Arnswaldt, August Hoffmann von Fallersleben und Luise Hensel.
Die Geschwister Haxthausen haben die Märchensammler Grimm tatkräftig unterstützt und ihnen allem Anschein nach das Märchen von den tierischen Stadtmusikanten zugetragen. Dabei mischten sie den Namen Bremen – eine bürgerliche und evangelische Stadt, die den westfälischen Adeligen in Bökendorf ein Dorn im Auge war – schlichtweg in die Handlung ein, meinte der bekannte Märchenforscher Prof. Dr. Heinz Rölleke: „Das war als Spott gedacht, dass in Bremen Musik wie von Tieren gemacht wird. Die Brüder Grimm seien auf den Trick hereingefallen. Ursprünglich kam das Märchen „aus dem Paderbörnschen“.
Der Geschichte nach vertrieben die „Bremer Stadtmusikanten“ die Räuber aus einem Haus. „Der Esel musste sich mit den Vorderfüßen auf das Fenster stellen, der Hund auf des Esels Rücken springen, die Katze auf den Hund klettern, und endlich flog der Hahn hinauf und setze sich der Katze auf den Kopf“. Vor deren Geschrei flohen die Räuber in die Nacht hinaus und waren nicht mehr gesehen. Den Tieren „gefiel´s aber so wohl darin, dass sie nicht wieder heraus wollten“.
Der Journalist und Germanist Gerrit Reichert hat in einem Buch erläutert, warum nicht die Hansestadt Bremen, sondern der Ort Bremerberg mit den Musikanten in Verbindung steht. Er gehört, nur wenige Kilometer von Bökendorf entfernt, heute zur Stadt Marienmünster, liegt auf einem Hochplateau und ist landwirtschaftlich geprägt.
Das Räuberhaus übrigens soll es tatsächlich gegeben haben. Man munkelt zwischen Brakel und Bosseborn.
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Quellen:
Gerrit Reichert: Das Geheimnis der Bremer Stadtmusikanten: Zauberspruch der Weihnachtszeit, Sujet Verlag 2009.
Heinz Rölleke: Zur Herkunft der Grimmschen Märchen – insbesondere aus dem Paderbörnischen, Vortrag vom 10. Oktober 2013.