Kaiser Wilhelm II. höchstpersönlich war es, der das Schiffshebewerk in Henrichenburg feierlich einweihte. Es war das imposanteste Bauwerk des Dortmund-Ems-Kanals, der gleichzeitig miteröffnet und zu einer wichtigen Verbindung auf dem Wasser zwischen dem Ruhrgebiet und der Nordsee wurde. Stattgefunden hatte dieses Großereignis im Sommer 1899, seither ist viel geschehen: Henrichenburg ist nicht mehr eigenständig, sondern ein Stadtteil von Castrop-Rauxel. Der Dortmund-Ems-Kanal hat an Bedeutung verloren und das ursprüngliche Schiffshebewerk wurde durch ein moderneres Hebewerk ersetzt, das mittlerweile auch außer Dienst gestellt wurde.
Doch das alte Schiffshebewerk hat nicht an Glanz verloren und ist als Baudenkmal weiterhin sehenswert. Nicht umsonst ist es daher ein Museumsstandort des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe. Es besticht nicht nur durch seine Technik, sondern auch durch die Architektur, für die man an technischen Bauwerken heute wohl kaum Geld bereitstellen würde. Zwei Haupttürme, jeweils gekrönt mit einer Kugel, dominieren das Werk und sind durch eine begehbare Brücke miteinander verbunden, von der aus man einen wunderbaren Ausblick auf das weiter unten liegende Schiffshebewerk genießen kann. Noch heute prangt der preußische Adler als Symbol an der Brücke. Das Hebewerk diente dazu, den Schiffen einen Höhenunterschied von rund 14 Metern zu ermöglichen. Die Besatzungen der Schiffe, überwiegend handelte es sich um Lastkähne, mussten für den kompletten Vorgang rund eine Dreiviertelstunde Geduld aufbringen. Doch ohne dieses Bauwerk wäre der Dortmunder Hafen sonst nicht erreichbar gewesen. In den Trog passten Schiffe bis zu einer Länge von immerhin 67 Metern und acht Metern Breite. Ein komplett gefüllter Trog konnte dementsprechend über 3.000 Tonnen wiegen. Eine beachtliche Leistung im ausgehenden 19. Jahrhundert, dieses Gewicht heben zu können. Dennoch wurde es im Laufe der Zeit zu klein für die Anforderungen auf dem Kanal, sodass es im Jahr 1962 durch das benachbarte neue Hebewerk ersetzt wurde. Dieses war deutlich länger und breiter, jedoch schnörkellos und schlicht. Das alte Hebewerk verfiel zunächst und es wurde sogar an einen Abriss gedacht. Doch der Landschaftsverband erkannte, dass man es als Museum bewahren sollte, und ließ es restaurieren. Es ist zwar nicht mehr funktionsfähig, aber beherbergt heute eine interessante Ausstellung. Auch das neue Hebewerk wurde bald zu klein und durch eine Schleuse ersetzt, die mittlerweile dreimal so lang ist wie das ursprüngliche Hebewerk aus dem Jahr 1899. Beide Hebewerke sind heute Teil des Schleusenparks, durch das der Besucher wandeln kann. Dabei gelangt man an 35 Stationen vorbei, die über die Geschichte informieren. Doch nicht nur das, sondern auch die Museumsschiffe, die im unteren Becken zu sehen sind, laden zu einem Besuch ein. Darüber hinaus finden regelmäßig wechselnde Sonderausstellungen statt und in den Sommermonaten legt mehrmals täglich das Ausflugsschiff „Henrichenburg“ ab, das seine Gäste bei Kaffee und Kuchen die Kanäle vom Wasser aus genießen lässt.
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Aus: RUHRGEBIET. Die 99 besonderen Seiten der Region, entdeckt von Michael Moll, mitteldeutscher verlag 2015, S. 25-27. Mit freundlicher Genehmigung des mdv.