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Er gilt als erster freier Schriftsteller und als Meister der Ironie. Das Buch bietet anhand biographischer Stationen des Dichters Einblicke in sein Werk und klug ausgewähltes Quellenmaterial. Informativ, anregend, unterhaltsam.

Ein "unbedingt zu empfehlendes Buch im Dschungel der vielen Publikationen  zu Heinrich Heine", urteilt das Julim-Journal.

Heinrich Heine

Heinrich Heine

Alina Wilks

Die Aufklärung geht zu Ende, die Romantik beginnt und in Düsseldorf wird Heinrich Heine geboren. Wann genau ist allerdings unklar, da sich verschiedene Gerüchte um sein Geburtsdatum ranken. Es scheint aber kurz vor der Jahrhundertwende 1800 gewesen zu sein, denn er nannte sich selbst gern „einen der ersten Männer des Jahrhunderts“. Ein Kind der Romantik also, könnte man meinen. 

Mit Anfang Zwanzig besuchte Heine an der Universität in Bonn August Wilhelm Schlegels Vorlesung zur Geschichte der deutschen Sprache und Poesie (obwohl er dort eigentlich Jura studieren sollte). Schlegel, der selbst als Mitbegründer der romantischen Schule bekannt geworden ist, übte dabei großen Einfluss auf den späteren Dichter aus. Doch Heine ist eben nicht wegen seiner romantischen Lyrik berühmt, sondern wegen seinem Witz und seiner Ironie.

 

Heines spitze Feder zielt v. a. auf das engstirnige, lebensfeindliche Preußentum.
Heines spitze Feder zielt v. a. auf das engstirnige, lebensfeindliche Preußentum.

Am Werfte zu Kuxhaven
Da ist ein schöner Ort,
Der heißt »Die alte Liebe«
Die meinige ließ ich dort etc. etc. etc.

 

Der sentimentale Ton, welcher dem Zeitgeist der Romantik entsprach, war dem jungen Heine zu alltagsfremd. Für ihn musste die Dichtung wieder in die Realität geholt werden, um dort wirklich etwas bewirken zu können. So kommt es auch, dass sich seine Dichtung eben nicht nur um Liebe und Selbstfindung – um die Suche nach der sprichwörtlichen blauen Blume – dreht, sondern um ganz aktuelle Probleme. Heine nahm die Motive der Romantik und nutzte sie, um Politik und Gesellschaft zu kritisieren.

 

Warnung

Solche Bücher lässt du drucken!
Theurer Freund, du bist verloren!
Willst du Geld und Ehre haben,
Musst du dich gehörig ducken.

Nimmer hätt' ich dir gerathen,
So zu sprechen vor dem Volke,
So zu sprechen von den Pfaffen
Und von hohen Potentaten!

Theurer Freund, du bist verloren!
Fürsten haben lange Arme,
Pfaffen haben lange Zungen,
Und das Volk hat lange Ohren!


Dabei stellt sich eine immer aktuelle Frage: Darf Kunst politisch sein? Heute ist die Antwort ganz klar: Ja. Und es ist längst normal, dass Kunst nicht nur Unterhaltung ist. Doch zu Heines Zeit, als gerade das Weimarer Viergestirn die deutsche Kunstszene beherrschte und es mehr um den Idealismus der Antike und weniger um reale Zustände ging, da war die Situation eine ganz andere. Heine hatte wie zu erwarten viel mit der Zensur zu kämpfen. Doch selbst aus dieser, wusste er kreatives Potenzial zu schöpfen:

Aus: Heinrich Heines Ideen. Das Buch Le Grand.
Aus: Heinrich Heines Ideen. Das Buch Le Grand.

 

 

Der Überwinder der Romantik? Der letzte Romantiker? Fest steht, dass sich Heines Werk keiner Epoche zuordnen lässt. Er hat etwas Neues versucht und das hat polarisiert. Während Nietzsche in ihm den besten deutschen Lyriker sah, wurden er und seine Kunst, nicht zuletzt auch wegen seiner jüdischen Herkunft, für lange Zeit stark angefeindet. So urteilt Adolf Bartels zu Beginn des 20. Jahrhunderts in seiner Geschichte der deutschen Literatur:

Überhaupt ist Heine, der Jude – und damit kommen wir zum Hauptpunkt – der schlimmste Feind des Deutschtums gewesen, um so gefährlicher, weil er dessen Stärken und Schwächen so genau kannte, jene, sie instinktiv fürchtend, durch geschicktes Komödienspiel für sich unschädlich zu machen suchte, mit diesen schamlos paktierte.


Aus diesen Zeilen spricht ist neben Antisemitismus vor allem jener wilhelminische Patriotismus, dem Frankreich noch als Erzfeind galt. Heine aber war 1831 nach Paris emigriert, weil er in Deutschland nicht mehr sicher war. Zwar litt Heine im französischen Exil an Heimweh, doch mit übersteigerter Vaterlandsliebe konnte er nichts anfangen. Seine Religion war die Freiheit und er ließ sich von keiner Ideologie vereinnahmen.

Sein Hauptanliegen – die Kunst in den Alltag zu holen oder vielleicht den Alltag in die Kunst – ist bis heute ein aktuelles Thema geblieben. Kunst wird immer ein mächtiges Sprachrohr sein, wenn wir nur (wie Heine) mutig genug sind, es zu nutzen.

 

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